Entstehung und Geschichte des Dorfes
Der Name Hiddingsel wurde erstmals im Jahre 1032 erwähnt. Der Name entstammt dem angelsächsischen Männernamen „Hiddo“. Die Endung auf „sel“ deutet auf Saal-Scheune-Sitz hin. Einer zweiten Version zufolge leitet sich die Silbe „Hid“ von dem Eigennamen „Hildi“ her. Zu dieser Zeit gab es verschiedene Haupthöfe mit zugeordneten Unterhöfen. Einer dieser Haupthöfe war der Hof Hiddingsel. Der Hof des Hiddo hat an der westlichen Seite des Dorfes Hiddingsel gelegen. Hier stand bis 1893 noch eine Burg mit einer breiten Schutzmauer. Um die Burg führte eine Gräfte. Eine Senke deutete noch darauf hin. Die Senke und die alte Umflut des Kleuterbachs wurde durch ein 12 m langes Schemm überbrückt. 1905 wurden die Schemms abgebrochen und dafür der Landweg Hiddingsel-Rödder hergerichtet.
Der Hof Hiddingsel befand sich im Besitz des Domkapitels zu Münster. Auf dem Grund und Boden dieses Hofs ließ das Domkapitel eine kleine Kapelle errichten, die in der Folgezeit Anlass für die Entstehung des Dorfes wurde. Nach 1240 wurde Hiddingsel eine Pfarrei. Jedoch schon Anfang des 16. Jahrhunderts verlor die Pfarrei ihre Selbständigkeit und wurde Rektorat. Erst im Jahre 1861 wurde wieder eine eigene Pfarrei eingerichtet. Der erste Pfarrer war der damalige Rektor Hoffschläger.
Der Hof Hiddingsel wurde im 13. Jahrhundert nach und nach zerstückelt und den sich ansiedelnden Bewohnern überlassen. Als Ersatz kaufte am 18. August 1331 der münsterische Domherr Burkhardt das in der Bauernschaft Rödder gelegene und an Hiddingsel anliegende Lehngut „umso die Rechte der Gutsherrschaft über die Hörigen des Dorfes nach wie vor ausüben zu können.“
Das Kirchdorf Hiddingsel mag im 15. und 16. Jahrhundert etwa 30 bis 40 Häuser gehabt haben. Es blieb in dieser Zeit nicht von Schicksalsschlägen wie Brand, Pest, Krieg und Überflutungen verschont. Innerhalb von 115 Jahren wurde es viermal vollständig vom Feuer zerstört, und zwar in den Jahren 1587 – während des spanisch-niederländischen Krieges (1568 bis 1609) wurde das Dorf „von den Flämischen“ wie von den Holländern in Brand gesteckt –, 1606, 1639 und 1702. Für das Feuer vom 31. Juli 1606 ist folgende Begebenheit übermittelt: Grund des Brandes war diesmal keine kriegerische Auseinandersetzung, sondern ein Ehestreit. Die Frau des Johann Stoberts wollte ihren trunksüchtigen Mann nicht in ihrem Bett dulden, weil sie glaubte, dass er im Wirtshaus zu viel Geld vertrunken hätte. Es gab einen handfesten Krach, der darin gipfelte, dass der Mann – aus seiner Schlafkammer vertrieben – sich mit einer brennenden Kerze in den Hühnerstall setzte und dort einschlief. Die Kerze setzte sein eigenes Haus und in der Folge das ganze Dorf in Brand. Am 8. Dezember 1703 vernichtete ein orkanartiger Sturm die soeben neu erbauten Häuser und den Kirchturm.
Rund 250 Menschen wurden Opfer der Pest von 1636. Nur drei Frauen, die sich zum Schutz gegen die Seuche unter einer kleinen Brücke versteckt hielten, bis die Gefahr vorüber war, sollen von der verheerenden Seuche verschont geblieben sein. Die Brücke heißt noch heute aus dieser Begebenheit „Frauenschemm“. Ein Überbleibsel dieser Zeit ist die noch heute jährlich stattfindende Pestprozession der katholischen Pfarrgemeinde St. Georg zu Hiddingsel. Darüber hinaus erinnert eine im Jahr 2013 errichtete Gedenkstatue an der „Frauenschemm“ Brücke an die vorgenannte Begebenheit.
Im Jahre 1803 fiel das Kirchengut in Hiddingsel der Säkularisation zum Opfer und kam so an die Krone Preußens. Im Jahre 1837 trat die preußische Regierung das Gut an den Herzog von Croÿ ab.
In den Jahren 1875, 1881, 1890, 1932, 1945 und 1963 überschwemmte der durch das Dorf fließende Kleuterbach das gesamte Dorf und die Umgebung. Hiddingsel war von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten. Die neue Umflut bewahrte das Dorf 1981 vor einer weiteren Hochwasserkatastrophe.
Hiddingsel erlebte zwei Gebietsreformen. So wurde das Dorf am 1. Juli 1969 dem Nachbardorf Buldern eingemeindet ehe es im Rahmen einer weiteren Gebietsreform unter Datum vom 1. Januar 1975 ein Ortsteil der Stadt Dülmen wurde.
Seit 1940 verfügt Hiddingsel auch über ein eigenes Ortswappen. „In Silber (Weiß) ein schrägrechter fünflätziger schwarzer Turnierkragen, darüber und darunter je ein schrägrechtes rotes Schwert.“ Der Turnierkragen wurde dem Wappen der Herren „von Tuchdorp“ entnommen. Es handelt sich hier um ein altes Rittergeschlecht. „Bruno von Tuchthorpe“ nennt sich 1330 „Pfarrer von Hiddingsel“, weil er zum Unterhalt der Pfarrstelle verpflichtet war. Die Besitzung der „von Tuchdorp“ ging 1331 durch Kauf auf den Hiddo-Hof über. Die Schwerter im Wappen deuten auf eine alte Gerichtsstätte hin, heute „Dingelke“ genannt. So stehen die im Wappenschild dargestellten Symbole in enger Beziehung zur Gemeinde.