Stellungnahme von Ortsvorsteher Hendrik Clodius zu den antisemitischen Schmierereien

Ortsvorsteher Hendrik Clodius verurteilt in seiner Stellungnahme die antisemitischen Vorfälle in Hiddingsel. Politik und Gesellschaft seien in dieser Frage gemeinsam gefordert, schreibt er. Clodius’ Stellungnahme veröffentlichen wir hier im Wortlaut.

Unter großem Entsetzen wurde ich am vergangenen Samstag durch eine aufmerksame Bürgerin aus unserem Ortsteil über die unsäglichen Schmierereien an dem Gebäude der VR-Bank Westmünsterland in Hiddingsel informiert.

Zunächst einmal möchte ich mich sehr herzlich bei der Bürgerin für Ihr direktes Engagement in dieser Frage bedanken, so wurde noch am selben Tag über das Online Portal der Kreispolizei Coesfeld eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

In meiner Ansprache zum diesjährigen Volkstrauertag habe ich nicht nur den Terrorangriff der Hamas auf Israel unter Datum vom 7. Oktober 2023 und die damit verbundenen Reaktionen eines Teiles unserer Gesellschaft deutlich angeprangert, vielmehr wies ich auch auf den 85. Jahrestag der Reichspogromnacht und die damit einhergehende historische Schuld Deutschlands hin.

Am 9. November 1938 wurden durch die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Synagogen, jüdische Gebetsräume und Versammlungsstätten wie auch jüdische Wohnhäuser und Geschäfte zerstört. Mehr als 1.000 Jüdinnen und Juden starben in Folge der Novemberpogrome, 30.000 Menschen wurden verschleppt. Auch in Dülmen kam es damals zu Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Und nun, im Jahr 2023, steht an einem Gebäude in unserem Ortsteil geschrieben: „Die Juden brauchen Gas“.

Häufig bin ich in der Vergangenheit gefragt worden, ob ein Volkstrauertag in der heutigen Zeit noch sinnvoll sei. Vor dem Hintergrund des Geschehenen in Hiddingsel kann die klare Antwort nur ein JA sein, denn er dient insbesondere einer Aufarbeitung der Geschichte und einem Nichtvergessen von Gräueltaten in der Vergangenheit, zu verstehen als Mahnung für die Zukunft.

Derartige Parolen und die damit verbundenen Sachbeschädigungen sind in keinster Weise hinzunehmen und darüber hinaus durch nichts zu rechtfertigen, ja, sie widern mich an.

Ich habe bereits Kontakt mit der zuständigen Polizeibehörde in Dülmen aufgenommen und stehe auch weiterhin in Verbindung zu den ermittelnden Beamten, um mich über den Fortgang des Verfahrens zu informieren.

Politik und Gesellschaft sind in dieser Frage gemeinsam gefordert, wehret den Anfängen!

Ich bitte daher darum, Augen und Ohren offen zu halten und Verdächtiges den Strafverfolgungs-behörden, insbesondere der Polizei, mitzuteilen.

Nie wieder ist jetzt!

Abschließend danke ich der Dorfgemeinschaft sowie der katholischen Kirche in unserem Ortsteil für ihre jeweilige klare Positionierung in diesem Zusammenhang und sehe einer präventiven Aufarbeitung im bürgerschaftlichen Miteinander vertrauensvoll entgegen.

 

Der Ortsvorsteher

Hendrik Clodius